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News


14.12.20

Aktuelles zur ausserordentliche Lage in Äthiopien (Mitte Dezmber)

Nach wie vor angespannte, unklare Lage

– erste Hilfslieferungen erreichen den Tigray



Liebe Spenderinnen und Spender, sehr geehrte Damen und Herren

 

Die vermehrten Medien-Berichte der vergangenen Tage und Wochen über die Auseinandersetzungen und kriegerischen Geschehnisse in Äthiopien sowie die laufenden Anfragen von Spenderinnen und Spendern über deren Auswirkungen auf unsere Stiftung nehmen wir zum Anlass, Ihnen unseren aktuellen Wissensstand wie folgt mitzuteilen:

 

1. Nach wie vor ist die Nachrichtenlage über die Geschehnisse in Äthiopien dürftig. Wir lesen und hören hauptsächlich die Berichte seitens der Regierung. Eine unabhängige Berichterstattung gibt es seit Anfang November nicht mehr. Zusätzlich informiert uns Ms. Alem, unsere äthiopische Geschäftsführerin in Addis Ababa über Aktuelles.

 

2. Das Kriegsgeschehen drehte sich ausschliesslich um die Region Tigray, wo sich Anhänger der TPLF («Tigray People’s Liberation Front» = Volksbefreiungsfront) gegen die vermeintliche Einseitigkeit und Dominanz der Zentralregierung wehren. Es scheint, dass weite Teile der Region Tigray von den Regierungstruppen kontrolliert werden, auch der Hauptort Mekele. An gewissen Orten soll es weiterhin Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und Vertretern der TPLF geben.

 

3. Schon Anfang Dezember hat die Zentralregierung humanitären Organisationen wie u.a. dem IKRK (Internationales Komitee des Roten Kreuzes) und dem WFP (World Food Programm) zugesichert, dass sie über «Korridore» Hilfsgüter für Spitäler und für die hungernde Bevölkerung in den Tigray liefern können. Erst am 12.12.2020 meldeten verschiedene Quellen, dass ein erster Konvoi des IKRK medizinisches Material in den Hauptort Mekele liefern konnten. Das ist immerhin ein Lichtblick (Foto: sky news, 12.12.2020).

 

4. Gemäss Angaben der Zentralregierung soll am 13.12.2020 eine Übergangs-Administration im Hauptort Mekele für die Tigray Region eingesetzt werden, da die TPLF als regierende Partei aus allen Ämtern enthoben wurde. Näheres, insbesondere ein Plan für den Abzug der Regierungstruppen und Abhaltung von Wahlen und damit Einsetzung einer vom Volk gewählten Regionalregierung, wurden nicht bekannt gegeben.

 

5. Am 11.12.2020 berichtete unsere Geschäftsführerin in Addis Ababa, dass die Kommunikation (Telefon und Internet) zu einigen Städten im Tigray wieder möglich sei. Sie schrieb uns, dass in anderen Städten und Orten zuerst die Kommunikations-Infrastruktur wieder repariert werden müsse. Die Zerstörung von Infrastruktur wird auch durch Sattelitenbilder von Maxar Technologies dokumentiert, beispielsweise Furchen in der Start- und Landebahn des Flughafens von Axum (Foto: Maxar Technologies, 23.11.2020).

 

6. Leider haben wir zu unseren Projektpartnern in Gulamakeda, nördlich von Adigrat, in Laileymaichow, südlich von Axum und in Adwa, östlich Axum, nach wie vor keinen Kontakt. Im Tigray haben wir rund 20 % unserer Projekte, die restlichen 80 % befinden sich in den Regionen Oromia, Amhara und Sidamo. Zu den Projektpartnern ausserhalb des Tigray haben wir die üblichen Kontakte und hören, dass dort das Leben seinen normalen Lauf nimmt.

 

7. Seit anfangs November haben wir alle Zahlungen für die Tigray Projekte eingestellt und die Verträge für 2021 vorübergehend ausgesetzt. Wir hoffen und gehen davon aus, dass sich die Situation bald beruhigt, sodass die Projektarbeiten für die Aufforstungen 2021 rechtzeitig beginnen können. Insbesondere die Aufzucht der Setzlinge in den Baumschulen muss Ende Januar beginnen, damit ausreichend starke Setzlinge für die Auspflanzung im zu Beginn der Regenzeit im Juni/Juli angezogen werden können. Da sich unsere Projektgebiete und auch die Baumschulen weitgehend abseits der Haupt-Verkehrsachsen befinden, gehen wir auch davon aus, dass diese nicht direkt von den Ereignissen betroffen waren und sind. Über das weitere Vorgehen werden wir entscheiden, sobald wir wieder mit unseren Projektpartnern kommunizieren können und ausreichend klare Informationen vorliegen.

 

8. Wie immer bei solchen Auseinandersetzungen und kriegerischen Handlungen ist die Zivilbevölkerung in besonderem Masse betroffen. Davon zeugen auch die Flüchtlingsströme aus dem Tigray in den Sudan. Ganz besondere Not leiden sicherlich die Tausenden von eritreischen Flüchtlingen, die in den Flüchtlingslagern im Tigray wieder zwischen die Fronten kamen. Auch sie sind durch die seit Anfang November andauernde faktische Abriegelung der Region Tigray von jeder Hilfe abgeschnitten. Seit Anfang November gibt es keinen Güterverkehr mehr und somit keinerlei Lieferungen von Getreide, Treibstoff, Hilfsmittel, etc.

 

9. Sobald wir mehr und klarere Informationen haben, werden wir Sie mit aktualisierten News auf der Homepage wieder informieren. Wir sind sehr besorgt und betrübt über diese Geschehnisse. Diese weiterhin schlechten Nachrichten machen uns betroffen, grad jetzt in der Weihnachtszeit wo Hoffnung, Erlösung und Frieden auf Erden möglich scheinen. Wir hoffen, dass die Konfliktparteien sich auf friedliche Lösungen einigen, sich gegenseitig respektieren und die Menschen wieder in Sicherheit leben dürfen.

 

 

Dr. Simon Pfister, 13. Dezember 2020

 

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